Die Hölle in Japan ist der Ort, an dem grimmig aussehende Teufel wohnen, die dicke Keulen schwingen. Irgendwelche dort wegen ihrer Sünden schmorende Menschen gibt es im Shintoismus nicht. Und um Buddhismus schon gar nicht. Das ist schon einmal sehr beruhigend. Der Eingang zur Hölle befindet sich auf Hokkaido, genauer gesagt in Noboribetsu. Dort gibt es heiße Quellen, die mit Schwefel versetzt sind. Aus den Ritzen am Berg dampft es. Das Wasser in den Seen und Bächen ist kochend heiß und hellgrau. Über der ganzen Region liegt ein merkwürdiger Geruch. Unser Hotel lag an einem Auslauf der Wasserbecken, so dass unser Schlaf vom Rauschen der Wasserfälle samt Aroma begleitet war.
Onsen – Himmel
Die heißen Quellen werden in die Onsen der umliegenden Hotels geleitet. In dem heißen Wasser lässt sich wunderbar entspannen. An vielen Orten in Japan gibt es heiße Quellen und entsprechende Bäder, Onsen ist sozusagen ein Volkssport. Nicht überall riecht man hinterher so apart nach Eiern wie in Noboribetsu, aber da man sich nach dem Bad noch einmal gründlich wäscht, ist alles bestens. Jedenfalls war meine Haut während der ganzen Zeit hier noch nicht so zart wie gestern nach dem Onsen. Sämtliche Muskelverspannungen schmelzen weg. Ein wahrer Genuss.
Übrigens war dies die erste traditionelle Unterkunft, die wir hatten. Das Zimmer war mit Tatamimatten ausgelegt, in der Mitte stand ein Tisch. Alles wird Abends beiseite geräumt, um die Futons im Zimmer ausrollen zu können. Es klopft, zwei Hotelangestellte stehen vor der Tür. Schwupps, schwupps, mit geschickter Hand werden die Futons ausgerollt und gestapelt und die Betten bezogen. Ach ja, es war auch meine erste Begegnung mit der berüchtigten Kloschlappen. Diese werden, wie schon der Name sagt, lediglich auf der Toilette getragen. Den Schlappenwechsel zu vergessen gehört zu den großen Peinlichkeiten, die einem hier passieren können. Glücklicherweise sind wir unter uns.
Bis auf die in allen Farben erhältlichen Plüschkeulen ist die Hölle also nicht gar zu schrecklich – sieht man von dem sozialistischen Charme ab, den Noboribetsu ausstrahlt. Das bezieht sich nicht nur auf die Architektur sondern auch auf die abendliche Bingo-Veranstaltung im Hotel. Irgendwie konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das lag aber sicher auch mit daran, dass ich in unserer munteren Probierrunde diesmal mit einer Art Apfelmost mit geradezu teuflischem Geschmack am Start war…
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