Ein wirklich goldener Herbst war es in diesem Jahr und noch Mitte November leuchtete das Laub in warmem Gelb. Mein diesjähriger Thüringen-Fotoausflug führte mich zuerst an die Saaleschleifen und danach in den südlichen Thüringer Wald. Nachdem ich im vergangenen Jahr so tolle Novemberfotos im Hermannshof gemacht habe, dachte ich mir, dass auch Thüringen zu dieser Zeit einen Versuch wert ist.
An der Saale
Kaum von der Autobahn herunter fuhr ich in einen dichten Wald. An einem Teich leuchtete gelbes Laub und spiegelte sich im stillen Wasser. Der Versuch, an den Teich zu kommen, erwies sich als schwierig, außerdem wurde es immer trostloser grau am Himmel. Ein Foto habe ich trotzdem probiert, es sieht aus, wie es war: Goldener Herbst.
Über die Dörfer ging es Richtung Paska. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Aus dem Wald ging es auf eine Hochebene. Hier konnte ich in der Ferne die Leuchtenburg auf ihrem Sporn sehen. Bis zum Abend sollte das Wetter aufklaren, aber davon war noch nichts zu sehen. Also fuhr ich weiter Richtung meines Ziels. Hinter Paska wollte ich das Auto parken und dann bis zur Saaleschleife zu Fuß gehen. Plötzlich riss es tatsächlich auf und ich rannte los. So war ich rechtzeitig da, um die Drohne zu starten und die schönste Stunde des Tages zu fotografieren.
Oben auf dem Berg war es zugig, unten hingegen lag die Saale wie ein Spiegel, in dem sich die weniger werdenden Wolken und der blaue Himmel spiegelten. Alles war übergossen von einem gelben Leuchten.
Der Sonnenuntergang war nur ein schwaches Verlöschen, danach aber fingen die Wolken das Licht ein und der zarte lila Schimmer am Himmel spiegelte sich im Wasser.
Es wurde schnell eisig kalt, aber die Lichtstimmung hielt mich fest. Über der Saale bildete sich bereits der erste Nebel und mit dem Licht leuchteten am Himmel rosa Wolken.
Dann wurde es dunkel. Das letzte Licht färbte den Himmel in zartem Orange, die Landschaft in ein tiefes Violettblau. Gegenüber tauchte der Mond über dem Hang auf und schien hell durch das gelbe Laub am Hang. Goldener Herbst geht auch mit Mondbeleuchtung!
Im Vessertal
Am Abend noch fuhr ich Richtung Westen bis an den Fuß des Thüringer Waldes bei Suhl. Dort befindet sich das Vessertal, ein Naturschutzgebiet, durch das sich die Vesser aus dem Thüringer Wald entwässert. Ich übernachtete am unteren Ende des Tals. Ein bisschen Fehlplanung war es schon, denn um das Tal in seiner Schönheit zu erfassen, hätte ich es von oben begehen sollen. Von unten her ist der Weg relativ lange eine schmucklose Fahrstraße. Da halfen auch die Wildschweine nicht, denen ich im Morgengrauen begegnete. Zudem waren im Tal schon die Blätter von den Bäumen. Ich dachte bei mir, dass ich Wasserfälle auch anderswo fotografieren kann und drehte rechtzeitig um.
Dabei setzte ich meine ursprüngliche Idee bei der Planung um: Ich stieg zu einem Hügel oberhalb von Breitenbach auf, der etwas Aussicht bot. Eine perfekte Entscheidung. Manchmal muss man sich eben doch auf sein Gefühl und seine Erfahrung verlassen. Eine schöne große Wiese mit Bäumen erstreckte sich vor mir und bot einen Blick in mehrere Richtungen. Zierde davor waren die leuchtend gelben Birken, die die aufgehende Sonne zum Leuchten brachte. Und es gab Rauhreif, was ich auch einkalkuliert hatte.
Fast zwei Stunden lief ich über die Wiese und fotografierte verschiedene Motive und genoss einfach die tolle Atmosphäre. Wie geplant, stiegen unmittelbar nach dem Sonnenaufgang die Nebel auf und es ergab sich Stimmung um Stimmung. Selbst zu einer Timelapse reichte es, die ich aber noch nicht fertiggestellt habe.
Thüringer Wald von oben
Nach dem Frühstück machte ich mich schon auf den Rückweg, ich wollte mal nicht erst spät am Abend nach Hause kommen. Die Autobahn hinter Suhl überraschte mich dann mit so vielen Ausblicken und gelb belaubten Hügeln, dass ich nochmals anhielt und die Drohne über einem Waldstück fliegen ließ. Ich weiß ja immer nicht so recht, was mich da erwartet, es ist jedes Mal spannend, welche Szenen und Fotomotive sich von oben dann ergeben und ob die Komposition, die ich im Kopf habe, sich auch in ein Bild umsetzen lässt. Das Titelbild stammt auch aus der Serie – hier stimmte alles von der Idee bis zur Umsetzung.
Hinter Meiningen tauchte ich dann in die Nebelsuppe ein, die sich bis weit hinter Tauberbischofsheim hielt. Zwei wunderschöne Tage voller Gelbtöne in allen Varianten in Thüringen gingen zu Ende. Ehrlich gestanden hatte ich nicht damit gerechnet, immerhin war es ja bereits Mitte November. Was ich zu sehen bekam, war jenseits aller meiner Erwartungen. Ich wusste nicht, dass es in Thüringen so viele Birken und Lärchen gibt, die die gesamte Landschaft in ein gelbes Spektakel verwandeln. So ist mein Fazit: Es lohnt sich absolut, im Spätherbst nach Thüringen zu fahren!
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