Dieser Herbst hatte es gartenmäßig in sich, als glänzendes Finale war ich noch im Hermannshof in Weinheim. Der 18. November war der letzte Herbstsonnnentag vor dem ersten Frost und bevor das graue Wetter Einzug hielt. Und so werde ich Euch ein weiteres Mal mit einer Bilderflut überwältigen. Aber da Ihr ja wisst, dass der Hermannshof mein Lieblingsgarten ist, wird Euch das nicht weiter überraschen.
Kreative Blockade am Morgen
Dabei war mein Start an diesem Tag verunglückt. Ich wollte gerne noch etwas Drohne fliegen zum Sonnenaufgang. Aber dieser war nicht nur hässlich ganz ohne Farbe, es war auch noch so windig, dass das Fliegen nicht ging. Grummelig machte ich mich auf den Weg nach Weinheim.
Erst erschien mir das Licht viel zu hart und geradezu farblos, einfach unschön. Aber da ich das kenne, ging ich einfach durch den Hermannshof schaute hier und da und wartete ab. Plötzlich machte es Klick und die Inspiration hatte mich wieder.
Das kommt gar nicht so selten vor. Manchmal stimmt das Licht nicht, manchmal die eigene Stimmung nicht, manchmal ist die Schöpferkraft gerade weg. Das einzige, was mir dann hilft ist Weitermachen, in gar keinem Fall aufgeben. Das Licht ändert sich mit der Zeit, die Art und Weise meines Hinsehens ändert sich, ich selbst verändere Perspektive und Blickwinkel und dann komme ich wieder in die kreative Spur. Meistens fällt mir dann auch eine fotografische Umsetzung ein, ich brauche einfach Zeit. Und die hatte ich an diesem Morgen.
Warmes Herbstlicht
Nicht nur die Temperatur, auch das Licht war mit der etwas höher stehenden Sonne wärmer geworden und brachte die Herbstfarben zum Leuchten. Zudem hatte ich ein Mitglied einer der Pflanzengruppen auf Facebook getroffen, der ebenso wie ich eigentlich für das Weinheimer Gartengespräch mit Christian Kress angereist war. Christine Bahlo organisiert diese Reihe tatkräftig, auch ich durfte schon einmal mit meiner 7-Wochen-Reise und meinen botanischen Beobachtungen vortragen.
Zusammen spazierten wir durch den Garten. Nils ist Profi, er hat viel Ahnung von Garten und Pflanzen und so war es mir eine Freude mit ihm durch den Garten zu streifen. Dazu kam die schräg stehende Novembersonne, die den Garten zum Leuchten brachte. Im Licht- und Schattenspiel mit den Bäumen zauberte sie so manchen vergänglichen Moment.
Die wunderbaren nicht winterharten Salvien des Hermannshofs standen noch in voller Blüte und setzten blaue Akzente. Einige wenige Astern, ein paar Chrysanthemen und die unermüdlichen Anemone japonica blühten auch noch, ansonsten beherrschten die Herbstfarben das Bild. Die wirklichen Player sind zu der Zeit aber die Gräser.
Gräserwelt
Eines meiner Lieblingsbeete im Hermannshof, die Steppen- und Präriebepflanzung, lebt von den Gräsern. Markant sind die aufstrebenden filigranen Wedel des Chrysopogon gryllus, dem Goldbartgras. Dazu kontrastiert die schwere, waagerechte Struktur der Achillea, einer Staude, mit der ich mich schwer tue, weil ich sie irgendwie nicht mag. Außer wenn sie so toll eingesetzt ist wie hier. Starke Kontraste zu den schwingenden Gräsern setzten auch die abgeblühten Phlomis tuberosa. Phlomis sind für mich fantastische Strukturstauden, ich habe sie auch in meinen neuen Garten gesetzt.
Wie immer einfach in die Galerien klicken, dann bekommt Ihr die Bilder in groß angezeigt.
Die helle Färbung und die weiche Struktur des Nasella tenuissima trug das Beet auch zu dieser Jahreszeit, dazu passten die schweren, schwarzen Schoten der Baptisien und die interessanten Schoten der Asclepias viridis, deren Samen silbern in der Sonne strahlten. Daneben Schizachyrium scoparium und die grauen Kerzen der Amorpha canescens, sie machten tolle Kontraste und in der Mitte des Beets leuchteten zwei Panicum wie Fackeln.
Gewaltige Panicum virgatum „Dallas Blue“ stehen wie Statuen im großen Staudenbeet. Sie stehen im Hermannshof den ganzen Winter über und begrüßen noch die Elfenkrokusse, bevor sie abgeschnitten werden, um dem Neuaustrieb Platz zu machen.
Die Miscanthus hatten ihren großen Auftritt und schwebten wie weiße Wölkchen durch den Garten. Je nach Blickrichtung fingen die Wedel das Licht anders ein.
Am Teich
Der dreistämmige Malus hupehensis am Teich hatte sein Laub schon verloren, dafür war er über und über mit kleinen Früchten bedeckt und leuchtete in einem flammenden Rot.
In der feuchten Wiesenpflanzung bildeten das hellgelbe Restlaub und die roten Stängel der Euphorbia palustris die Folie für die Molinia-Feuerwerke und die aufrechten Stängel des Lythrum. Dieser Blick war übrigens der Moment, der mir die Inspiration zurück brachte, diese Fotos entstanden ganz am Anfang.
Im Schatten
Die Beete im Schatten der mächtigen Bäume auf der Südseite des Gartens empfinde ich immer als wohltuend ruhig. Hier stand das wunderbare Hakonechloa macra noch in beginnender Herbstfärbung und die Samenstände der Anemone japonica „Honorine Jobert“ schwebten wie Schneeflocken darüber.
In dieser Ecke finden sich sehr feine Gehölze. Nicht nur mächtige Päonien und Magnolien, sondern auch Corylopsis-Arten, die mich mit ihrem exotischen Fruchtbehang verblüfften.
Es ist wirklich bewundernswert, wie Prof. Cassian Schmidt und das Team des Hermannshof die Pflanzung so gestaltet haben, dass sie im Vergehen immer noch ihren vollen Zauber entfaltet. Die Herbstfarben mischen sich mit den Strukturen der bereits vertrockneten Pflanzen, so ergeben sich immer vollständige und gestaltete Bilder.
Hier übrigens gibt es Bilder vom Frühherbst: https://www.sylviaknittel.de/hermannshof-reloaded/. Wer auf den Tag Hermanshof klickt, findet dort alle Beiträge dazu.
Weinheimer Gartengespräch mit Christian Kress
Diesmal war Christian Kress zu Gast, eine echte Koryphäe mit ansteckender Leidenschaft für die Natur. Auf seinen Vortrag habe ich mich lange gefreut. In seiner Staudengärtnerei Sarastro im Innviertel gibt es viele feine und besondere Pflanzen zu kaufen. Zuerst hörten wir einen Vortag über Chrysanthemen. Wie, was? Das dauerblühende Gestrüpp aus dem Baumarkt? Ja, denn davon gibt es viele wunderschöne winterharte Sorten, die bis in den Winter blühen.
Mein Neuzugang „Emperor of China“ blüht heute, am 2. Advent immer noch treu vor sich hin. Im Namen steckt schon die Herkunft. In Asien wird die Chrysantheme verehrt, in Japan ist sie die Blume des Kaisers und integraler Bestandteil von herbstlichen Ikebana-Gestecken. Es gibt sehr viele verschiedene Sorten, die sich teilweise gar nicht voneinander unterscheiden lassen. Wer wahre Leidenschaft für Taxonomie hat, findet hier ein unerschöpfliches Betätigungsfeld.
Christian Kress stellte uns aber auch sein neues Buch „Meine Welt der Stauden“ vor. Nun ja, es war keine klassische Vorstellung – das würde auch gar nicht zu ihm passen, sondern ein Vortrag aus Tipps, Erfahrungen und voll von bunten Geschichten.
Es war wieder ein inspirierender Nachmittag mit lieben Staudenfreunden und interessanten Gesprächen. Herzlichen Dank an Christine Bahlo, die wieder alles perfekt organisiert hatte.
Nils Güthlein meint
Hallo Sylvia,
ich freue mich sehr, dass ich in Deinem Bericht erwähnt wurde! Ja, es war ein wunderbarer Spaziergang durch dieses Gartenjuwel „Herrmannshof“…! Meine Eindrücke wurden durch die Lichtspiele und Pflanzenstrukturen einprägsam in meinem weiteren Schaffen bestärkt! Es war mir eine große Ehre, Dich auf diesem Fotospaziergang begleiten zu dürfen…!
Vielen Dank dafür
Lg Nils
Sylvia Knittel meint
Hallo Nils, dankeschön! Mir war es eine Freude, mit Dir durch den Garten zu gehen und meine Begeisterung mit Dir teilen zu können. Nicht alle Menschen können sich an so etwas derart freuen wir wir beide. Liebe Grüße und alles Gute für Dich, Sylvia
Güthlein Nils meint
Hallo Sylvia!
Ich habe mich sehr über die Erwähnunung in Deinem Bericht gefreut und auch ich war einfach nur überwältigt von diesen Lichtspielen und Strukturen in diesem wundervollen Garten „Hermannshof“! Ich konnte viel an neuen Ideen und Eindrücken mit nach Hause nehmen, vielen Dank dafür, dass ich dabei begleiten durfte und Du meinen Wissensschatz so wertgeschätzt hast!
Nochmals danke für diesen tollen Berucht…
Lg Nils
Ulrike Koska meint
Liebe Sylvia, vielen Dank für diesen zauberhaften und informativen Ausflug. Ich habe mit Genuss gelesen und geschaut.
Sylvia Knittel meint
Liebe Ulrike, vielen Dank, es freut mich, dass ich Dich etwas inspirieren konnte.
Petra Raulin meint
Hallo Sylvia,
du hast wieder wunderschöne Fotos gezaubert.
Solch eine Gabe und Talent zum Fotografieren und Schreiben hätte ich auch gerne.
Es hat Spaß gemacht, fotographisch einen Rundgang durch den Herrmanshof zu machen, vor allem bei einer eigentlich tristen Jahreszeit.
LG
Petra Raulin
Sylvia Knittel meint
Liebe Petra, ich danke Dir!