Den Winter liebe ich. Na ja, eigentlich liebe ich alle Jahreszeiten, weil jede für sich besonders ist. Im Winter aber gibt es Schnee – und ich kann skifahren gehen. Das begeistert mich jedes Jahr aufs Neue. Und der Schnee gibt der dunklen Jahreszeit ein unglaubliches Licht. Es ist strahlend hell, licht, und erzeugt eine schwebende Landschaft. Oft steht ein Hauch über der Landschaft, nicht so undurchsichtig wie Nebel, sondern eher ein zarter Schleier, er schafft eine räumliche Tiefe.
Komplementäre Farben
Der Winter hat die tollsten Sonnenauf- und Untergänge, in denen sich das kalte blaue Winterlicht mit dem warmen Orange-Gelb schräg stehenden Sonne mischt. Zwei Farben, die sich im Farbenkreis exakt gegenüberstehen, also komplementär sind, treffen aufeinander. Das ergibt oszillierende Farbkombinationen zwischen warmer Sonne und kaltem Schatten.
Es bleibt genügend Zeit zum Schauen, denn die Sonne steht sehr flach und taucht die Welt in endlos dauernde Sonnenauf- und untergänge. Klar, kein Vergleich zum Polarkreis, wo die Sonne noch flacher steht. Aber ich wohne ja hier und kann mich jeden Tag daran freuen, auch wenn ich den Himmel nur aus dem Büro oder aus dem Auto leuchten sehe.
Winter-Schmuck am Stiel
Der Winter gibt der Natur auch seinen unglaublichsten Schmuck: Raureif, Frost und Schneeflocken sind Juwelen, Eis-Kunststücke. Alleine der Raureif! Die Luftfeuchtigkeit friert zu den erstaunlichsten Formen, von gefährlichen Spießen über klassische Diamanten bis hin zu filigranen Federn ist alles dabei. Gut ist, zu wissen, wo es in der Nähe regelmäßig Nebelfelder gibt. Denn dort besteht die größte Chance bei Frost auf die an Stängeln oder Ästen zu bizzarren aber streng geometrischen Formen zu treffen.
Das Bild hier habe ich ganz in der Nähe von zu Hause aufgenommen. Dort ist eine Ecke, wo sich immer ein paar Nebelschwaden herumtreiben. Diese frieren dann mit der aufgehenden Sonne in der kältesten Stunde des Tages zurecht. Also prima für Raureif-Kunst. Aber ohne Makro-Objektiv geht nichts, denn die kristallinen Gebilde sind sehr klein.
Fotografieren bei Kälte
Beide folgenden Serien Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wurden am 6.1. aufgenommen, an einem sehr kalten Tag. Morgens hatte es -13 Grad Celsius, abends fiel die Temperatur nach Sonnenuntergang sehr schnell wieder auf diesen Wert. Warm anziehen war also angesagt, denn beim Fotografieren bewegt man sich eher weniger und direkt bei Sonnenaufgang zieht es für eine Viertelstunde nochmal merklich an, bevor die Sonne wärmen kann.
Nach einer guten Stunde fror jeweils das Stativ ein, es war von einer vorigen Tour wohl noch etwas Wasser drin, so dass es sich zum Schluss nicht mehr in der Höhe verstellen ließ. Ein gutes, verwindungssteifes Carbon-Stativ ist teuer, aber sinnvoll. Mein stabiles, das ich dabei hatte, ist aus Alu. Das bisschen Schutzgummi an verschiedenen Stellen war nur bedingt hilfreich, beim Verstellen werden die Finger einfach kalt, wenn man die Stangen zum Herausziehen anfassen muss. Der Kameraakku hingegen war sehr robust, er reichte für den ganzen Tag, die Kamera samt Objektiven versah klaglos und in der gewohnten Präzision ihren Dienst.
Birgit Fellecke meint
Liebe Silvia,
danke für die wunderbaren Aufnahmen.
Als Gartenmensch und Nicht-Skifahrerin kann ich dem Winter nur wenig abgewinnen. Gerade im Januar, wenn ich ungeduldig auf die ersten Winterlinge und Schneeglöckchen warte, brauche ich solch stimmungsvolle Momente.
Sylvia Knittel meint
Liebe Birgit,
Vielen Dank! Manchmal ist es ganz gut, dass es Pausen gibt, auch für den Garten. Ich weiß, Nichtstun ist schwer… Aber Vorfreude ist doch eine süße Verheißung, oder?
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Mir geht es fast so wie Birgit, liebe Sylvia, aber ein Hochgenuss für die Augen sind Deine Bilder allemal!