Ein Sonnenuntergang ist am schönsten, wenn er unerwartet kommt. Der Abend sah schon nach Grau in Grau aus, als ich auf dem Weg nach Hause war. Aber plötzlich tat sich mir dieses Bild auf: Die Sonne stand mit den Wolken wie eine riesige orangegoldene Metallfläche über der Landschaft. Schnell habe ich mir einen Parkplatz gesucht, von dem aus ich loslaufen konnte – Zeit ist kostbar in solchen Momenten.
Es wurde noch besser: Bei Altdorf auf den Feldern waren die Bauern mit ihren Mähdreschern unterwegs um vor dem drohenden schlechten Wetter am nächsten Tag noch die Ernte einzubringen. Und so ein Mähdrescher macht ganz schön viel Staub. Staub, der sich wie Nebel über die Landschaft im Sonnenuntergang legte. Laut „wow, wow, wow“ rufend sprintete ich das erste Stück des Feldwegs entlang, um eine gute Ausgangsposition zu bekommen. Die paar Spaziergänger schauten mich schon etwas komisch an. Aber ich hatte eine Idee und ich freue mich, dass ich diese tatsächlich fotografisch umgesetzt bekommen habe.
In 20 Minuten ist alles vorbei
Das Titelbild ist direkt in die Sonne fotografiert, eine echte Herausforderung. Der Kontrastumfang der Kamera wird dabei voll ausgenützt und auch ein bisschen überstrapaziert. Das Feld mit den Gladiolen war der Hammer, die Blüten leuchten etwas spooky im Gegenlicht und heben sich von dem Staub im Mittelgrund gut ab. Genauso hatte ich das Bild vor Augen.
Während die Sonne unterging lief ich weiter in Richtung Mähdrescher. Sobald die Sonne hinter dem Horizont war, änderte sich das Bild komplett: Die Farben wurden pastellig, der Kontrastumfang wurde überschaubar – aber immer noch fordernd, die zarten Farben des Himmels zu erfassen. Dieses Bild ist genau sechs Minuten nach dem ersten entstanden.
15 Minuten später war das Spektakel vorbei. Die letzten Farbstreifen zuckten noch über den Horizont, ansonsten blaue Stunde. Dieser Kontrastumfang ist fotografisch kein Problem. Und mental war sowieso alles in bester Ordnung – die Ruhe eingekehrt und nur noch Freude über das Himmelsspektakel und darüber, dass es mir gelungen ist, die Fotos genauso umzusetzen, wie ich sie beim Betrachten der Szene im Kopf hatte. Die Bauern übrigens haben kurz nach diesem Foto die Lichter angemacht und weiter geerntet.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Einfach spitze!
Verena Smith meint
Wow, das Bild mit dem Mähdrescher ist wunderschön! Man kann das Getreide förmlich riechen.
David meint
Toll, drei so unterschiedliche Licht- und Farbstimmungen an ein und demselben Ort in kürzester Zeit. Den Staub hatte ich auf dem ersten Bild tatsächlich erst als Nebel aufgefasst, aber den gibts ja normalerweise nur morgens. Und wie die Gladiolenfarbtupfer ins Bild springen – klasse eingefangen. 🙂
Sylvia Knittel meint
Danke an Euch drei 🙂 War wirklich ein erfreuliches Fotoshooting, wenn auch etwas unter Zeitdruck…