An den Tagen nach Weihnachten, in denen wir versuchen, etwas zu uns zu finden, ist ein japanischer Garten genau richtig. Ich nehme euch also mit auf einen kleinen meditativen Spaziergang, den ich nach der unruhigen letzten Zeit selbst genieße. Die Fotos habe ich im Mai in Japan gemacht. Tokyo ist nicht unbedingt bekannt für seine Gärten, aber auch in der Megacity gibt es Grün – zum Beispiel Koishikawa Koraku-en, einer der schönsten Gärten Tokyos.
Aus dem Getriebe und den Menschenmengen tauchen wir ein in das grüne Paradies. Vom großen See aus sind die Hochhäuser noch zu sehen. Aber das verliert sich schnell im Staunen und Genießen. Und bald tauchen wir ein in das unendliche Grün. Ein japanischer Garten ist kunstvoll gestaltet. Formgeschnittene Azaleen und Ahornbäume begleiten uns auf dem Weg.
Direkt am Teehaus gibt es ein kleines Wäldchen wundervoll geschnittener Ahornbäume und Kiefern, die sich mit ihren Stämmen über ein Wasserbecken neigen.
Das Wasserbecken weitet sich zu einem flachen See mit kunstvoll platzierten Steinen. Der Weg gibt den Blick frei auf eine rot lackierte Brücke – ein munterer Farbkecks zwischen den Felsen im Wald.
Im Wald
Durch den Wald führt ein kleiner Weg hoch zur Brücke. Von dort genießen wir den Blick zurück auf den See mit den Steinen. Im Anschauen begreifen wir, wie sorgfältig alles zusammengefügt ist, um uns diesen harmonischen Anblick zu ermöglichen.
Ein japanischer Garten ist auch im Wald fein gepflegt – schaut doch, wie der Weg aus verschieden geformten Platten gestaltet ist. Farne und der für Japan so typische niedrige Bambus leuchten im Dämmerlicht.
Der Wald öffnet sich überraschend zu einem Bachlauf mit einer Brücke aus Stein. Hinter ihr thronen riesige Steinblöcke, die die zauberhafte Szene abschließen und die Brücke wie in einem Bühnenbild platzieren.
Dann geht es wieder den Berg hinauf. Die Wege sind mit unregelmäßigen Steinplatten belegt, manche auch mit Kieseln, es ist eine Freude, zu meinen Füßen zu schauen. Der Blick öffnet sich wieder – über den Teil des Gartens, in dem sich die meisten Blüten befinden. Eine extrem steile Treppe führt in die Ebene hinab. Aber wir gehen den Weg außen herum, entlang an einem bewachsenen Steinfeld, das dem Hang eine fast südamerikanische Atmosphäre gibt.
Im Mai blüht nur wenig. Azaleen und Wisteria, ebenso Pflaumenblüte sind schon durch. Aber die Iris ensata in den Sumpfbeeten gehen gerade auf. Was für eine Pracht sind diese Iris mit dem kurzen Dom in vielen verschiedenen Farben. Sie haben eine feine Zeichnung wie mit einem Pinsel.
Von hier aus können wir schon wieder zum großen See mit seiner Insel schauen – aber halt, unser Spaziergang ist noch nicht zu Ende. Ein kleiner Pfad führt durch einen dichten Wald zu einem traumhaften Teich voller Seerosen.
Schlussmeditation
Von Ferne hören wir die Menschen, die im nahegelegenen Vergnügungspark auf der Achterbahn durch die Gegend sausen. Und ja, wir können sie zwischen den Blättern sogar sehen. Aber selbst dies stört die Ruhe in diesem abgelegenen Teil des Gartens nicht. Wir schauen den Schildkröten im Teich zu und werden geruhsam wie sie.
Durch den Wald mit seinen kleinen Pfaden kehren wir zurück in die Welt. Am Ausgang verabschiedet uns der so wundervoll und mit großer Könnerschaft geschnittene Baum mit seinen roten Blüten, der schon unsere Blicke auf sich gezogen hat, als wir kamen.
Auf Wiedersehen Koishikawa Koraku-en, es war mir eine Ehre.
Hallo Welt!
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Wohltuend, liebe Sylvia! Für Augen und Seele!
Liebe Grüße!
Sylvia Knittel meint
So soll es sein… Liebe Grüße
Susanne Schleuter meint
Herrliche Bilder! Das macht neugierig auf Japan.
Japanischer Garten meint
Extrem entspannend und inspierend. Danke für die tollen Bilder und den dazu gehörigen Leitfaden!
LG