Nach dem Aufbruch im strömenden Regen kurvte ich die engen Straßen vom Cape Arago zur 101 und hoffte, dass ich nicht wegfliege oder mich ein Baum von der Straße fegt. Trotzdem bin ich in Bandon zum Face Rock gefahren und sogar in diesem Sauwetter zum Strand hinunter gestiegen. Nun ja, Scheißwetter halt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es sich gelohnt hat.
Im schräg fliegenden Regen bin ich in Bandon über die Straße zu Tony’s Crab Shack gelaufen, ich musste ja etwas essen, zum Beispiel ein Sandwich mit viel Dungeness Crab-Fleisch! Aber dann nichts wie weiter, es lohnte sich ja nicht, irgendwo anzuhalten, denn zu sehen war praktisch nichts. Versucht habe ich es trotzdem. Allerdings hatte meine Kamera sich trotz Wasserschutz entschieden, zu zicken. Machte eine Aufnahme nach der anderen, sobald ich sie einschaltete. Was nun? Hmmmm… Akku raus und hoffen, dass sie sich über Nacht erholt. Dann musste halt das Handy ran. Das Wetter war ja eh nicht berauschend.
Das Funkeln der Schildkröte
Um sechs traf ich in Turtle Rock ein. Ich hatte vorher schon gesehen, dass es etwas aufriss und bin schnell an den Strand geflitzt. Natürlich mit dem Handy.
Was ich da zu sehen bekam, war der schönste Sonnenuntergang der gesamten Reise, unverhofft, jäh aufflammend, und ebenso rasch wieder verlöschend. Meinem iPhone kann ich nicht dankbar genug sein, dass es diese Szenerie so unglaublich gut eingefangen hat, eine echte Sternstunde und Eye Candy pur. Das Titelbild ist auch in diesen paar Minuten entstanden.
Der nächste Tag begann wie der vorige mit Regen, allerdings eher Schauer, es hörte zwischendurch auch wieder auf. Das ist ja schonmal etwas, dachte ich. In der Nacht hatte ich nämlich festgestellt, dass die beiden Dachfensterklappen nicht dicht sind. Das führte dazu, dass ich mitten in dem Bett im Alkoven eine Schüssel stehen hatte, in die es tropfte und ich mich mit meinem Schlafsack irgendwie darum herum drapiert habe. Das braucht kein Mensch, insofern war ich für etwas weniger Regen durchaus dankbar.
Die wildeste Küste
Das Wetter wurde besser und besser, so hatte ich die Chance, im Samuel H. Boardman State Scenic Corridor etwas zu sehen und auch ein paar kleine Touren zu machen.
Dieser Landstrich ist einer der wildesten der gesamten Küste hier, es gibt überall Felsen im Meer, die zum Teil mit Bäumen bewachsen sind, die sich an die winzigen Klippen klammern. Die Uferfelsen fallen steil ab und sind bewachsen mit Wald, Moos und Farnen bis direkt an die Kante. Natürliche Bögen sind keine Seltenheit. Sehr malerisch und dramatisch.
Beim Wandern sollte man hier besser vorsichtig sein, Ausrutscher können ein böses Ende nehmen. Es gibt einen Wanderweg direkt entlang der Küste, immer wieder kleinere Stücke bin ich davon gegangen, wenn ich von einem Parkplatz entweder nach Norden oder nach Süden losging.
Immer wieder kommen flachere Regionen und Sandbuchten, ebenfalls mit Felsen im Wasser, in denen sich die Wellen brechen. So zum Beispiel Lone Ranch Beach, der ja vom Namen her gar nicht besonders klingt. Auch hier kann man dem Oregon Coast Trail ein Stück weit den Berg hinauf folgen. Meine Kamera hat übrigens wieder brav ihren Dienst aufgenommen. Aber ich hatte mich an 645 Pro, meine Fotografier-App auf dem iPhone erinnert, denn damit kann das iPhone DNGs machen. Und das ist gar nicht so schlecht.
Südlicher Strand
Meine letzte Station in Oregon für diese Reise war Harris Beach in Brookings, so ziemlich das südliche Ende von Oregons Küste. Der Campingplatz liegt hoch über dem Strand mit Aussicht und Wellenrauschen als Begleitung. Brookings ist vergleichsweise groß nach hundert Meilen kleiner Dörfer, liegt aber sehr schön an den Stränden mit vielen malerischen Felsen.
Natürlich habe ich den Sonnenuntergang abgewartet, aber im Vergleich zum Tag davor war das nicht so spektakulär. Schöne Bilder gibt es trotzdem davon.
Back to California
Und so bin ich am nächsten Tag – es regnete wieder – Richtung Kalifornien aufgebrochen. Der Regen verwandelte sich in eine Mischung aus Niesel und Regen, die durch den Wind quer flog, nichts für Fotos. Aber so muss das hier öfters aussehen, sonst wären die mächtigen Redwoods mit ihren Flechten-Bärten nicht da. Aber die warten auf mich bis das Wetter besser wird.
Ich bin schließlich bis Eureka weiter gefahren, da war es wenigstens nur grau. Eureka ist eine irgendwie seltsame Stadt. Die alten, verzierten Holzhäuser sind sehr schön anzusehen und teilweise sehr gut gepflegt. Aber insgesamt habe ich wenig vom Charakter der Stadt gespürt, so habe ich es empfunden. Dafür gibt es an vielen Hauswänden schöne Graffittis, schon fast Wandmalereien. Das sind im Grunde die einzigen Fotos, die ich heute gemacht habe. Denn die tolle Kulisse auf meinem Campingplatz in Patrick’s Point heute Abend ist eine akustische: Wellenrauschen und das Arf-Arf der Seelöwen.
Heinz D. Schultz meint
Das mit der „Canon-Wasserkamera“ ist sehr ärgerlich, zumal nach dem Austrocknen der Ärger nicht vorbei ist. Korrosion der Leiterplatten ist angesagt. Hilft nur eine Canon Wartung.
Schön zu hören wenn die 645 Pro APP auch bei den Canonisten im Einsatz ist. Das ist meiner Ansicht nach die beste Camera-App für das Iphone. In Kombination mit Carl Zeiss Vorsatzlinsen (fürs iPhione) die uberApp. Die Umsetzung der APP ist genial und in Anlehung an die Mittelformat Pentax 67II (analog) und die Digitale 645Z. Die übrigens AW Objektive liebt.
Ein kleiner Tip für die 82Tage Frau: Robuste Kameras ohne Spiegel baut Fuji. Ich selbst nutze nach vielen #Wassereindringkamerakaputt Abenteuer Reisen auf Großseglern die Fuji X-PRO2 und die wasserdichten(geschützen) AW Objektive. Leicht robust, brillante Qualität.
Zu den Bildern in diesem Post: „Felsen am Lone Ranch Beach (auch iPhone)“ mein Favorit. Man könnte meinen, ein analoger Film steckt dahinter. Einfach Klasse!
Weiterhin good luck. Bin gespannt auf die nächsten Camera Tohuwabohus 🙂
Sylvia Knittel meint
Ja, das ist ärgerlich, aber sie läuft ja wieder. Ich wollte die Kamera ohnehin am Ende der Reise zum überholen geben, sie war ja nun überall dabei, von Regen über Gischt bis Wüste, Dünen, Frost und Hitze. Ich wollte unbedingt eine Vollformat, auch wenn diese schwer ist. Aber die Bilder sind einfach überragend, so habe ich meine APS-C-Kamera wieder verkauft.
Nach ein paar Tagen mit 645 Pro muss ich sagen: Die App ist super, aber hat ein paar Macken. Bei mir verstellt sich dauernd der Speicherort und das virtuelle Rädchen ist grauslig zu bedienen.
Zum Foto mit dem Felsen: Ich arbeite für die Schwarz-Weiß-Fotos mit Tonality, das ist ein geniales Programm für die Umwandung in S/W. Da nutze ich am liebsten die Film-Emulationen. Also ist das gewünscht 😉
Mittlerweile bin ich wieder in San Francisco bei meiner Familie, es fehlt ja noch mindestens ein Beitrag, aber das kommt alles noch…