Wie im letzten Jahr führte mich die Garten-Aktion im Karl-Foerster-Garten nach Potsdam. Es muss nicht immer Sansoucci sein, Potsdam hat auch so genug zu bieten. Die niedrige Straßenbebauung hat einen besonderen Charme, aber auf den großen Plätzen stehen beeindruckende Gebäude – alle schön renoviert. Am Alten Markt steht die Nikolaikirche, in den 1830er Jahren von dem berühmten Friedrich Schinkel erbaut. Sie macht einen sehr modernen Eindruck, auch im Innenraum. Sie wurde im 2. Weltkrieg schwer zerstört und erst viel später wieder aufgebaut. Derzeit ist sie innen eine Baustelle. Der Turm der Nikolaikirche lässt sich besteigen und gibt einen Blick über die Stadt.
Der freundliche Turmwächter gab mir noch etwas mehr Zeit über die Öffnungszeit hinaus, um die Abendsonne und den Sonnenuntergang in Potsdam zu genießen. Der Blick in die Landschaft wird etwas gestört durch die hässlichen Hochhäuser und Plattenbauten, die vereinzelt aus der Menge der an sich niedrigen Bebauung ragen – Sünden einer anderen Zeit.
Gärten in Potsdam
Der Neue Garten liegt im Osten der Stadt, in ihm befinden sich das Marmorpalais und das Schloss Cecilienhof, aber auch die Gotische Bibliothek und viele andere historische Gebäude. Er wird auf zwei Seiten begrenzt von Wasser: Dem Heiligen See und dem Jungfernsee. Über die Mittagszeit zu fotografieren, gilt ja im allgemeinen als suboptimal. Aber in dieser Situation war das Licht so ansprechend, dass der hohe Sonnenstand perfekt war, um die Klarheit dieser Landschaftsgestaltung in Szene zu setzen. Der Neue Garten wurde in seiner ersten Ausprägung um 1787 angelegt, bekam aber seine eigentliche Form erst ab 1816 von Peter Joseph Lenné.
Lenné war Generaldirektor der königlich-preußischen Gärten und damit der Gestalter des Garten-und Landschafts-Gesamtkunstwerkes Potsdam. Er hinterließ aber überall in Deutschland seine Spuren. Ich habe mehr aus Neugierde angefangen nachzulesen, aber es lohnt sich. Lenné ist der Meister der Sichtachsen und damit der Verbindung von Umgebung und Park. Ihm ist es zudem zu verdanken, dass überall in Potsdams Landschaft interessante Gehölze zu finden sind, die er in seinen Gestaltungen in Szene setzte. Faszinierend ist, dass wir diese Szenerien auch heute noch intuitiv verstehen und als schön und ansprechend proportioniert empfinden.
Ich verlinke hier mal zu Wikipedia, da dort auch viele Literaturhinweise zu finden sind, derer ich mich sicher noch bedienen werde. Es gibt also noch immer viel zu entdecken in Potsdam. Zumal ich im Neuen Garten selbst nach drei Stunde noch nicht einmal die Hälfte gesehen hatte. Überall warten interessante Ein- und Durchblicke.
David meint
Großartig! Bezauberndes Potsdam! Ich war noch nicht in oder auf der Nicolaikirche, aber dein Farbspektakel mit den beiden Kolkraben auf den Engelsflügelspitzen ist ein Highlight. Die dreistämmige Esskastanie mit der fluffigen Wolke, die ins Blau hinein gepustet wird, ist auch ein schönes Bild. Und auf dem Foto mit dem Kormoran war ich überrascht, dass der alte Lenné einen Baumtorbogen angelegt hat, der einen Blick auf das Schloss auf der Pfaueninsel bietet. Das ist mir ganz neu und ich finde es eine schöne Entdeckung. Danke dafür. 🙂
Sylvia Knittel meint
Danke, David! Potsdam ist wirklich erstaunlich und hat viele feine Ecken. Du hast aber auch für mich ein Rätsel gelöst. Ich kenne mich ja in der Ecke nicht so gut aus – bin gerade erst am entdecken – und habe gerätselt, welches Schloss das wohl ist. Bis zur Fraueninsel habe ich gar nicht geschaut, das erschien mir unwahrscheinlich, zumal das Schloss eine so große Präsenz hat, dass es viel näher wirkt.