Nein, ich bin noch nicht durch mit Patagonien, der Puma fehlt noch. Was wäre eine Reise nach Patagonien, ohne sich dem größten Raubtier Amerikas zu nähern, dem Puma. Für mich, die ich noch nie auf Safari war und in der Tierfotografie eher beiläufig aktiv bin, war es ein faszinierendes Erlebnis, diese wunderschöne Tieren in ihrer Lebenswelt sehen zu dürfen. Einiges seht Ihr auch in meinem Chile-Video. Also freut euch hier auf einen wahrhaft animalischen Bilderbogen!
Puma – die Großkatze Amerikas
Laguna Amarga ist eine riesige Estancia mit einer Fläche von 7000 Hektar auf der östlichen Seite des Torres del Paine Nationalparks. Tomi, der Eigentümer, hat Leona Amarga als Puma-Safari-Unternehmen aufgebaut, weil es in dieser Region die weltweit größte Puma-Konzentration gibt. Das gesamte Land dient nicht mehr der Tierhaltung, sondern dem Naturschutz. Tomi betreibt La Leona Amarga mit seinen zwei Töchtern und weiteren Guides. Tomi und Dania suchen die Pumas und lotsen die Guides dann mit ihren Gästen dorthin. Es gibt strenge Regeln was Abstand zu den Tieren und Verhalten betrifft. Einen Morgen und einen Abend waren wir mit ihnen unterwegs. Unser Guide war Victor Vega (in Instagram als @chilevida zu finden). Insgesamt haben wir sensationelle sieben verschiedene Tiere beobachten können. Drei ganz früh am Morgen, als es noch fast dunkel war. Tomi und Dania kennen die Tiere und wussten, dass es zwei junge erwachsene Pumas waren und deren Mutter. Im Gebüsch lag ein frisch gerissenes Guanaco, das anscheinend geteilt wurde.

Eine Mutter mit zwei Jungtieren konnten wir sehr lange beobachten. Die Kleinen waren so verspielt und balgten sich die ganze Zeit. Wem da nicht die Herzchen in den Augen stehen, hat was falsch gemacht. Bei aller Putzigkeit darf man aber nie vergessen, dass uns die Puma-Mama mit einem Tatzenschlag den Garaus machen kann. Als sie sehr nah (gefühlt konnte man den Atem spüren) an uns vorbei ging, fror die ganze Gruppe förmlich fest. Wie immer bei den Galerien: Reinklicken, dann könnt ihr sie Bilder groß sehen!
Am Abend sahen wir die Mutter nochmal, aber ohne die Jungtiere. Diese waren gut versteckt, denn wie wir herausfanden, war ein anderes Männchen in der Nähe. Diese reißen schonmal die Kleinen, um sich mit der Mutter paaren zu können. Für uns war die Entfernung groß, aber da Pumas ein großes Gebiet haben, war das Weibchen in Alarmposition. Immer wieder miaute sie, wohl um die Kleinen zu warnen, dass sie ruhig bleiben. Und tatsächlich: Als es dunkel wurde, kam der recht große männliche Puma in Richtung der Familie und schnupperte dort herum, wo die Familie am Morgen herumgetollt hatte. Bei uns stieg die Spannung ins Unermessliche. Als das Licht fast weg war, hatte sich der männliche Puma wieder weiter wegbewegt.
Guanacos, die Kamele Südamerikas
Kein Raubtier ohne Beute: Ohne Guanacos gäbe es auch den Puma nicht. Guanacos sind Tiere aus der Familie der Kamele, genauer gesagt aus der Familie der Neuweltkamele. Die ganze Tierfamilie gibt es nur in Südamerika in den Anden. Dazu zählen die Vicuñas, die Alpacas und das Lama, die domestizierte Variante. Lediglich das Guanaco gibt es auch in den Steppen Argentiniens.
Sie leben in großen Gruppen, was die Beobachtung faszinierend macht, weil man auch Interaktion sehen kann. Scheu sind sie nicht, solange man einen gewissen Abstand einhält. Es gibt immer mindestens ein Guanaco, das zur Bewachung abgestellt ist und Warnzeichen gibt, sobald sich ein gefährlicher Räuber nähert. Oft ist es das Guanaco im Ausguck, das man zuerst sieht auf seinem exponierten Platz.
Guanacos sind wie alle Kamele Pflanzenfresser. Bei den beiden spielerisch kämpfenden Guanacos in der Bilderserie kann man die Kauplatte deutlich sehen. Schon erstaunlich, wie sie auch unter härtesten Bedingungen und in großer Höhe überleben können. Wir hatten viel Glück, eine Gruppe präsentierte sich uns im schönsten Abendlicht, wir konnten eine lange Zeit mit ihnen verbringen. Am letzten Tag zeigten sie sich in einem Tal bei blauem Himmel. Und immer hübsch malerisch vor den markanten Torres del Paine.
Füchse, Gürteltiere und Robben
Die schlauen Füchse wissen genau, wo es etwas Fressbares abzustauben gibt. Wir warteten auf unsere abendliche Pumatour bei der Unterkunft unseres Guides und da kamen sie, ein freches und verspieltes Trio an Pampasfüchsen.
Aber Füchse gibt es auch bei uns. Ein besonderes Tier ist das Gürteltier – Bewohner des Amerikanischen Kontinents. Sie sind die einzigen Säuger mit einem äußeren Panzer. Etwa 20 Arten gibt es noch, darunter auch das Borsten-Gürteltier. Das konnten wir eine ganze Weile beobachten. Sie sind im Grunde scheu, aber irgendwie auch wieder nicht, denn nachdem es sich an uns gewöhnt hatte, wuselte es zwischen uns herum, immer geschäftig dabei, nach Nahrung zu suchen und im Boden herumzuschnuppern und zu scharren.
An einem der vielen Wasserfälle im Fjord Ultima Esperanza gab es auch die südamerikanischen Seelöwen, die Mähnenrobben, die sich genüsslich im Pulk auf einem der Felsen räkelten.
Patagonische Könige der Lüfte
Die Anden sind Heimat des größten Vogels auf diesem Planeten – des Cóndor. Mit Spannweiten bis zu drei Metern sind sie gewaltig. In Patagonien ist die Population noch recht gut und wir konnten sie immer wieder hoch über uns kreisen sehen. Bei unserer Wanderung auf den Mirador Cóndor direkt oberhalb des Lago Pehoe waren wir etwas näher dran, denn sie haben ihre Höhen hoch oben in den Felswänden. Aber erst bei unserer zweiten Besteigung am letzten Tag konnten wir sie von oben aus dem Fels lossegeln sehen.

Auf dem Mirador hatten wir aber auch Besuch von einem der frechsten Vögel der Region: dem Caracara. Fast überall konnten wir Caracaras sehen, sie saßen mit ihren markanten Schnäbeln auf Weidepfählen und in Gebüschen – alles andere als scheu. Auf dem Mirador hörten wir es um unsere Köpfe rauschen und plötzlich landete einer in unserer Mitte. Er ließ sich sogar aus der Hand mit Keksen füttern! Und sprang neugierig herum und inspizierte auch mein Handy, das gerade eine Timelapse von dem sich auflösenden Nebel aufnahm.
Scheuer, aber genauso schön ist der Águila mora, ein graufarbiger Raubvogel der Bussard-Familie. Dazu gab es Flamingos in einer der Lagunen. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus – Patagonien ist ein Paradies für Vogelbeobachter! In Puerto Natales schwammen Schwarzhals- und Coscorobaschwäne und die überall gegenwärtigen Maghellanes-Gänse und auf der Pier kloppten sich die Möwen und die Imperial Kormorane mit großen Geschrei, von den vielen Enten gar nicht zu reden. Auch Kiebitze konnten wir in großen Gruppen beobachten. Auf den Wiesen der Pampa konnten wir Ibisse beobachten, immer wieder trabten die scheuen Nandus vorbei, große flugunfähige Laufvögel, die im Flachland beheimatet sind.
Zu früh nach Hause
Ich hätte mir gerne für die Tiere mehr Zeit genommen – aber wie Ihr ja wisst, mussten wir unsere Reise nach einer Woche abbrechen und wegen der Corona-Pandemie zurück nach Hause fliegen. Klar ist mir dort aber geworden: Vögel und auch andere Tiere zu beobachten macht sehr viel Freude, und so habe ich zu Hause wieder meinen alten Parey (Vögel aus Europa) ausgepackt und mir ein stärkeres Teleobjektiv zugelegt.
Steffen Meckes meint
Tolle Bilder,
tolle Eindrücke,
tolle Geschöpfe unserer tollen Erde.
Ein Augenschmaus!
Dankeschön ????
Sylvia Knittel meint
Danke Dir, war eine wirklich beeindruckende Reise!
Peter Hoffmann meint
Coole Ergebnisse 👍 💯 📸
Sylvia Knittel meint
Vielen Dank! Diese Fotos sind von meiner ersten Reise 2020, neue Fotos kommen noch